Kultur Tweetups

In deutschsprachigen Raum gibt es seit ein paar Jahren Tweetups für Kulturfans. Es wird getwittert beim Galerierundgang, aus dem Museum, im Theater, aus dem Konzertsaal oder zur Premiere einer Opernaufführung.

Angefangen haben – zumindest hier im deutsprachigen Raum sichtbar – die Kulturkonsorten in München vor nun fast fünf Jahren. Mit der Aufforderung „Tweet up your cultural life!“ folgte der Start der Reihe „Kultup“ und im November 2012 war ich selbst mit dem ersten Kultur Tweetup in Dresden beteiligt.

Heute gibt es jede Menge Unterstützung für die Kultur Tweetups, so z.B. auch von den Herbergsmüttern in Köln, den Kulturfritzen in Berlin und mit den Konzeptfreunden biete auch ich Unterstützung – was mit der Nutzung der Webseite kultur-tweetup.de samt interessierter Twitter-Community und Anmeldefunktion beginnt oder auch eine ganz individuelle Unterstützung bei der Umsetzung heißen kann.

Win-Win-Win-Situation

Was mir persönlich besonders gefällt, ein Kultur Tweetup ist aus meiner Sicht alles ander als „nur“ eine Dienstleistung. Als ich letztens Blogger anschrieb, mit der Bitte auf das #LEtwoper hinzuweisen, bekam ich die Antwort, das mache man nicht, weil das wäre ja nur eine andere Form von PR. Ich habe darauf bis heute aus Zeitmangel nicht geantwortet, ich werde es aber mal hier versuchen.

Auf der einen Seite kann ich das natürlich nachvollziehen, als Blogger stellt man sich der Herausforderung einer sinnvollen Auswahl an Informationen. Auf der anderen Seite fühle ich mich bei einem Kultur Tweetup nicht unbedingt als jemand der eine Leistung für einen _anderen_ erbringt, sondern wenn, dann würde ich es als ein Einbringen der eigenen Fähigkeiten in ein gemeinschaftliches Erlebnis beschreiben.

Tatsächlich hat eine Kultureinrichtung einiges davon- und darauf möchte ich gleich noch einmal gesondert eingehen – wenn das jeweilige Kulturereignis oder die Einrichtung konzentriert eine Beachtung im Twitterstream bekommt. Auf der anderen Seite heißt der Besuch der Tweeps aber auch jedesemal, sich etwas besonderes einfallen zu lassen. Nicht um etwas vorzumachen, ein Tweetup ist eher etwas sehr persönliches mit sehr viel Nähe und einer viel größeren Transparenz. Es ist aber einfach etwas anderes, wenn Menschen während einer Führung parallel alles vertwittern und Fotos oder kleine Videossequenzen drehen. Es geht also für den Gastgeber darum, sich auf die Gegenheiten einzustellen.

Für mich entsteht bei einem Kultur Tweetup eine Win-Win-Win-Situation. Als Gastgeber kann man ganz besondere Einblicke schaffen, die dem Zuschauer sonst eher verborgen bleiben. Die Tweeps kommen in den Genuss dieser besonderen Einblicke und das, so weit ich das überblicke, immer kostenfrei. Für uns – damit meine ich die Kulturkonsorten, Kultups, die Herbergsmütter, die Kulturfritzen und Konzeptfreunde – ist es natürlich auch dieses besondere Erlebnis, gepaart aus ganz besonderes tiefen Einblicken in den Kulturbetrieb und das Ausleben der Rolle eines Community-Fixpunktes für die Vorlieben für Kunst und Kultur.

Ein Kultur Tweetup ist ein Communty-Event

Wenn ich mir überlege, wie lange es Twitter schon gibt und wie viel schon darüber geschrieben wurde, wie man es besser macht mit dem Twittern, könnte ich mich manchmal wundern, dass es doch immer noch so schwierig erscheint. Aber so wie Papier, sind auch Blogbeiträge geduldig (oder auch schnell im Social-Media-Stream gar nicht mehr sichtbar). Gerade, wenn man anfängt, fällt das echte Gespräch auf Twitter vielen schwer. Und wie ist das, wenn man mit den Followern auch mal direkt sprechen kann? Wenn man sich kennt, geht es leichter, auch auf Twitter.

Ich finde, es sollte viel viel mehr Tweetups geben, denn ich verspreche mir davon, dass es dannn auch viel viel mehr richtige Gespräche gibt. Es muss ja nicht immer gleich eine Premiere sein und es muss sich auch nicht auf Twitter beschränken und auch nicht darauf, dass die Gastgeber sich um alles kümmern und darauf hoffen, dass die twitternden Gäste dann zahlreich teilnehmen. Diese Rollenverteilung kann man auch wunderbar aufweichen und ich stelle mir das richtig gut vor.

Überall an Kultureinrichtungen gibt es beispielsweise so etwas wie einen Tag der offenen Tür. Warum nicht schon die Tweeps im Vorfeld bei der Planung beteiligen und ihnen selbst einen Teil überlassen, ihre Kultureinrichtung selbst an einem solchen Tag für andere Twitterer zu öffnen? Ich denke die Möglichkeiten sind da längst noch nicht ausgeschöpft. Am Anfang steht natürlich das Kennenlernen. Für ein Kultur Tweetup haben wir mittlerweile eine gwisse Routine und jetzt kann es auch noch viele viele mehr davon geben. Überall.

veröffentlicht am 19. März 2016

2 Kommentare

  1. Neinrich Rudolf Bruns schrieb am

    Gute Gedanken – ja, es muss mehr Tweetups geben. Und ich als bloggender Journalist oder journalistischer Blogger (Wie es Euch gefällt!) finde es genial, dass Konzerte, Opern, Kulturevents, Museumsbesuche so begleitet werden. Auch, weil ich glaube, dass viele Eindrücke vieler Menschen ein wesentlich größeres und differenzierteres Bild ergeben als die (verengte) Sichtweise einiger weniger. Sei’s drum, dass der eine oder die andere daneben liegt. Muss sein, gehört dazu.
    Letztlich ist es für mich als Teilnehmer solcher Events dann auch immer wieder interessant, in meinem Blog darüber zu berichten. In verschiedenen journalistischen Darstellungsformen, aber immer die Möglichkeiten des Netzes berücksichtigen.
    Mehr Kultur in Soziale Medien! 🙂

  2. Marc Lippuner (Kulturfritzen) schrieb am

    Hallo Steffen,
    vielen Dank für diesen Beitrag. Ich finde auch, dass Tweetups eine feine Sache sind, zum einen, um das Miteinandertwittern öfter mal ins Analoge zu ziehen (sich kennenlernen, wiedersehen, austauschen), zum anderen als Möglichkeit für Kultureinrichtungen, sich in den sozialen Netzwerken (hier sehe ich vor allem Twitter und Instagram) vorzustellen und zu positionieren.
    Ich lese gerne bei anderen Tweetups quer mit, nicht selten macht gerade dies Lust, sich mit dem Tweetup-Gegenstand genauer zu beschäftigen, sei es eine Ausstellung, ein englischer Landschaftspark oder eine ganze Institution.
    Ich glaube nicht, dass es immer notwendig ist, das Rad neu zu erfinden, erst recht nicht, wenn das Museum / das Theater / der Verlag etc. damit Neuland betreten. Wichtiger ist, das Ziel des Tweetups vorab zu benennen und so nach einer geeigneten Ausrichtung des Events zu suchen. Nicht zu unterschätzen ist nämlich, dass Tweetups / Instawalks etc. nicht für jede Kultureinrichtung im gleichen Maße geeignet sind. Aus Premieren twittern würde ich grundsätzlich nicht, biete es im oben verlinkten Fall (#ETP30) aber eben doch an, weil die gewählte Theaterform sehr offen ist. Bei Guckkastenbühnensituationen ist eine Premiere sicher nicht der geeignete Anlass; die Herbergsmütter haben mit den Nibelungen vor ein paar Jahren aber gezeigt, dass es sich bspw. aus Endproben heraus sehr gut twittern und instagramen lässt. Zu der Exklusivität kommt hier noch der Erlebnisvorsprung, den ich bei Blogger_innen nie hoch genug bewerten kann – bloggt man zumeist doch nebenbei und braucht ein bisschen Zeit und hat so die Chance parallel zu den klassischen Printmedien das Ereignis zu kommentieren oder zu bewerten.
    Was mich als Veranstalter, aber auch als Teilnehmer von Tweetups überrascht, ist, dass es – zumindest in Berlin – gar nicht so einfach ist, eine angemessene Anzahl von Teilnehmer_innen zusammenzubekommen, ohne gezielt Leute anzusprechen. Du erwähnst es ja: Das Angebot ist i.d.R. kostenfrei, die Zeiten eigentlich machbar, das Ereignis exklusiv. Vielleicht ist dies auch ein Berlin-Problem, vielleicht muss die Ansprache im Vorfeld noch verbessert werden. Keine Ahnung. Ich würde mir auf jeden Fall eine größere Durchmischung wünschen – dass Influencer und Newcomer sich viel mehr begegnen auf diesen Tweetups, um Kultur in den sozialen Netzwerken fest zu verankern.
    Liebe Grüße nach Leipzig, Marc

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